PD Dr. med. Karl-Georg Schmidt
Bei
dem „Trockenen Auge“ wird zwischen dem „feuchten trockenen Auge“, d.h.
der evaporativen Form (evaporative dry eye) und der durch den
Tränenflüssigkeitsmangel bedingten Form (hypovolämisch, aqueous
tear-deficient dry eye) unterschieden .
Bei der evaporativen Form
liegt meist eine Schädigung bestimmter Drüsen im Lidbereich vor, die
bestimmte Bestandteile (Lipide) zur Stabilisierung des Tränenfilms
produzieren (Meibom-Drüsen). Als Folge ist die Lipidschicht des
Tränenfilms so verändert, dass der wässrige Anteil der Tränenflüssigkeit
vermehrt verdunstet. Bei beiden Formen des trockenen Auges liegt eine
Funktionsstörung des Tränenfilms vor, die zu einer zunehmenden
chronischen Entzündung der Augen führen kann.
Werden die mangelnde
Tränensekretion bzw. die Veränderungen in der Zusammensetzung der
Tränenflüssigkeit nicht behandelt, verstärken sich die entzündlichen
Prozesse und können zu verschiedenen Beschwerden, einer Schädigung des
Gewebes und damit zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität
führen.
Typische Beschwerden
Sehstörungen
Blendung
Druckgefühl
Brennen
Rötung
Fremdkörpergefühl
Schmerzen
Lidschwellung
Müde Augen
Typische Ursachen
Kontaktlinsen
Bildschirmtätigkeit („office eye syndrome“)
Reduzierte Luftfeuchtigkeit
Allergien
Erkrankungen (z.B. Rheuma, Rosazea)
Hormonelle Umstellung (Wechseljahre)
Medikamente (z. B. hormonelle Kontrazeption – „Pille“, Betablocker, Antihistaminika)
Untersuchungen
Untersuchung der Augenoberfläche und Lidränder mit dem Biomikroskop
Messung der Tränenfilmaufreißzeit
Fluoreszeinprobe (Prüfung auf Schäden an der Augenoberfläche)
Schirmer-Test (Erfassung der Tränenmenge)
Behandlung
Falls
Sie unter Fremdkörpergefühl, brennenden, geröteten, trockenen oder
stark tränenden Augen leiden, sollte unbedingt einen Augenarzt
aufsuchen.
Es wird heute davon ausgegangen, dass sich die beiden
Hauptkategorien des Trockenen Auges, nämlich die evaporative Form und
die durch Tränenflüssigkeitsmangel bedingte Form, durch
Wechselwirkungen, die im Laufe der Zeit auftreten, jeweils zu einer
kombinierten Form entwickeln und den Schweregrad des Trockenen Auges
verstärken können .
Für die Therapie entscheidend ist Ihr subjektives
Empfinden, Ziel unserer Therapie ist stets Ihre möglichst weitreichende
Beschwerdefreiheit.
In unserer täglichen Praxis hat sich eine
Kombinationstherapie aus konservierungsmittelfreien Tränenersatzmitteln,
Gels, ggf. ergänzend Salben und Sprays sowie ggf. Omega – 3 –
Fettsäuren bestens bewährt, die Augenoberfläche wird vermehrt
befeuchtet, die Qualität des Tränenfilms nimmt zu.
Diese
Kombinationstherapie bietet die Sicherheit beide Aspekte, nämlich
Verdunstung und Flüssigkeitsmangel, adäquat zu behandeln. Die
tatsächliche Gewichtung der Präparate innerhalb der Therapie richtet
sich nach Ihren individuellen Beschwerden.
Die jeweilige
Kombinationstherapie passen wir gemeinsam mit Ihnen auf Ihre jeweiligen
Bedürfnisse an. Sollten Ihre Präparate u.a. auch für das
Kontaktlinsentragen geeignet sein , sollte das Tränenersatzmittel vor
diesem Hintergrund sowohl phosphatfrei als auch konservierungsmittelfrei
sein .
Weitergehende Behandlungen wie der Verschluss der Tränenwege
z.B. durch Einsetzen von Punctum Plugs) oder eine lokale Suppression der
zugrundeliegenden entzündlichen Prozesse (Cyclosporin A) sind selten
erforderlich.
Was können Sie selbst tun?
Zugluft meiden
Gebläse (z.B. im Auto) nicht auf die Augen richten
Verrauchte Räume meiden
Luftbefeuchter nutzen
Reizarme Kosmetik anwenden, ggf. regelmässige Lidrandreinigung
Tragen einer sog. Siccabrille z.B. beim Skifahren und Radfahren
Literatur
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Für Patienten mit sehr starker Fehlsichtigkeit ist eine Augenlaserbehandlung nicht immer der bestmögliche Weg.
Hier bieten sich andere Lösungen an:
Bei jungen Patienten kann meist eine zusätzliche Linse, eine sogenannte phake Intraokularlinse, in das Auge gesetzt werden.
Die
ab dem 45. Lebensjahr eintretende Alterssichtigkeit kann durch die
Implantation multifokaler Intraokularlinsen behoben werden. Ergänzend
ist eventuell eine Augenlaserbehandlung erforderlich.
Durch
den Alterungsprozess der Linse sieht fast jeder Mensch ca. ab dem 45.
Lebensjahr in der Nähe nicht mehr scharf (sog. Alterssichtigkeit). Um
die Alterung der Augenlinse zu kompensieren, wird eine Lese- oder
Mehrstärkenbrille benötigt. Eine Alternative ist die Implantation von
Multifokallinsen (Mehrstärken-Intraokularlinsen) in die Augen, die sog.
„Gleitsichtbrille im Auge“.
Die Implantation einer Multifokallinse
ersetzt die körpereigene (jugendliche) Linse, sie ermöglicht durch ihr
spezielles Oberflächendesign eine sehr gute funktionelle unkorrigierte
(brillenfreie) Sehschärfe über den gesamten Sehbereich (Ferne und Nähe).
Die Patienten können nach der Operation in der Regel sowohl Objekte in
der Ferne als auch in der Nähe gut sehen und in den meisten Fällen auf
eine Sehhilfe verzichten bzw. diese auf ein Minimum reduzieren. Die
Implantation von Multifokallinsen bietet auch eine Lösung für Patienten,
die über die sog. Alterssichtigkeit hinaus kurzsichtig oder weitsichtig
sind, da mit dieser Linse sowohl eine Fehlsichtigkeit als auch die
Alterssichtigkeit korrigiert werden kann. Ergänzend ist eventuell eine
Augenlaserbehandlung erforderlich.
Die Behandlung
Bei
der Implantation einer Multifokallinse wird die natürliche Linse des
Auges durch einen winzigen Schnitt am Rand der Hornhaut entfernt und
eine künstliche Intraokularlinse implantiert. Die Kunstlinsen sind so
komprimiert und geformt, dass sie sich im Kapselsack des Auges selbst
entfalten und die Position der ursprünglichen natürlichen Linse
einnehmen. Das operierte Auge erhält einen Verband, der bereits am
nächsten Tag wieder abgenommen werden kann. Durch eine entsprechende
Schnitttechnik kann meist auf eine Naht verzichtet werden. Insgesamt
dauert der Eingriff in der Regel nicht länger als 20 Minuten.
Bioptics Verfahren
In manchen Fällen wird eine linsenchirurgische Methode (entweder das Implantieren einer zusätzlichen Kunstlinse oder der komplette Austausch der körpereigenen Linse gegen eine Intraokularlinse) mit einer Augenlaserbehandlung kombiniert. In diesem Fall spricht man vom Bioptics Verfahren. Dieses eignet sich vor allem für Patienten ab dem 45. Lebensjahr, die trotz Alterssichtigkeit auf eine Lesebrille verzichten wollen sowie bei Fehlsichtigkeit in Verbindung mit einer Hornhautverkrümmung.
LASIK steht für „Laser in situ Keratomileusis“.
Der Eingriff erfolgt ambulant. Der Lasereinsatz selbst dauert nur wenige Sekunden.
Vor
der LASIK-Behandlung werden zur schmerzfreien Behandlung betäubende
Augentropfen verabreicht. Sobald die Wirkung eintritt, wird ein kleiner
Deckel, genannt Flap, auf der Hornhautoberfläche präpariert. Dies
geschieht mit einem Mikrokeratom, einer Art mechanischem
Präzisionsskalpell.
Anschließend wird der so präparierte
Hornhautdeckel aufgeklappt, um die darunter liegende Hornhautschicht
freizulegen. Nun beginnt die eigentliche Laserbehandlung. Der
Laserstrahl modelliert und formt das Hornhautgewebe im Mikrometerbereich
exakt so, dass die Hornhaut die richtige Krümmung erhält und die
Fehlsichtigkeit ausgeglichen wird. Danach wird der Flap wie eine
körpereigene Kontaktlinse in seine ursprüngliche Position zurückgelegt.
Die LASIK-Behandlung ist abgeschlossen, nach einer Kontrolle können Sie
nach Hause gehen.
Die LASIK-Methode wird bereits seit 1990 angewendet
und ist heute das weltweit am häufigsten angewandte Verfahren bei
Augenlaserbehandlungen. Sie wurde 1999 von der DOG (Deutsche
Ophthalmologische Gesellschaft) und dem BVA (Berufsverband der
Augenärzte) offiziell als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren
eingestuft.
LASEK steht für „Laser Epithelial Keratomileusis“.
Bei
der LASEK-Behandlung handelt es sich – wie bei der LASIK-Behandlung –
um einen sehr kurzen Eingriff. Vorab werden Ihnen zur schmerzfreien
Behandlung betäubende Augentropfen verabreicht.
Die Behandlung
beginnt mit dem Ablösen und Entfernen der oberflächlichen Zellschicht
der Hornhaut (Epithel). Dann beginnt die eigentliche Laserbehandlung.
Der Laserstrahl modelliert und formt das Hornhautgewebe im
Mikrometerbereich so, dass die Hornhaut die richtige Krümmung erhält und
die Fehlsichtigkeit ausgeglichen wird. Im Anschluss wird eine weiche
Kontaktlinse eingesetzt, welche die Hornhaut für einige Tage abdeckt, um
das Auge zu schützen bis das Epithel nachgewachsen ist.
Die Laserbehandlung ist abgeschlossen. Sie können nach einer Kontrolle nach Hause gehen.
Die PRK-Methode ist seit 1995 ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren zur Korrektur von Fehlsichtigkeit.
Sie
eignet sich besonders für Patienten mit dünner oder weicher Hornhaut
und für Personen, die durch berufliche oder auch private Aktivitäten den
Gefahren einer stumpfen Augenverletzung ausgesetzt sind, beispielsweise
Polizisten oder Kampfsportler.